Die Neue Grippe - Schweinegrippe H1N1
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- Dienstag, 17. November 2009 01:00
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im Juni 2009 Alarmstufe sechs für die Neue Grippe ausgerufen. Das ist die höchste Alarmstufe und bedeutet, dass die WHO diese Grippe als weltweite Seuche, als Pandemie, einstuft.
Für Alarmstufe sechs muss eine Krankheit schnell und anhaltend von Mensch zu Mensch übertragen werden und an mehreren Orten gleichzeitig auftreten,so dass man befürchten muss, dass sich die Seuche auf der ganzen Welt ausbreitet.
Allgemein - Das A/H1N1-Virus
Das A/H1N1-Virus wurde schon in über 70 Ländern nachgewiesen. Derzeit soll es weltweit etwa 30.000 Infizierte geben. 140 Menschen sind bereits daran
gestorben. In Deutschland sind derzeit mehr als Hundert Menschen an der so genannten Schweinegrippe erkrankt.
Ursprünglich war die Neue Grippe wahrscheinlich eine Tierseuche, das Virus hat hauptsächlich Schweine befallen. Dann hat es sich so verändert, dass es nicht nur Schweine, sondern auch Menschen befallen kann. Und es kann sogar von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Allgemein - Pandemie
Das Wort "Pandemie" kommt aus dem Griechischen: "Pan" bedeutet "alles" und "demos" "Volk", eine Pandemie betrifft also immer das ganze Volk.
Es ist eine Krankheit, die sich über viele Länder und Kontinente ausbreitet: eine Seuche. Und es ist eine Infektionskrankheit gemeint, also eine Krankheit, die von Erregern - Viren oder Bakterien - ausgelöst wird, die von Mensch zu Mensch übertragen werden.
Chronologie
März 2009
In Mexiko grassiert eine ungewöhnlich starke Grippewelle, das Virus haben die Behörden noch nie gesehen. Schon bald prägen Menschen mit blauen Schutzmasken vor dem Mund das Straßenbild.
Mitte April
Das Virus wird auch außerhalb Mexikos festgestellt: In den USA haben sich zwei Kinder infiziert. Wissenschaftler berichten von einem neuartigen Influenza A-Virus. Analysen zeigen: Es zirkuliert bereits seit mehreren Monaten.
Anfang Juni
In Deutschland tritt die Neue Grippe vereinzelt an Schulen und Kindergärten auf. Insgesamt sind fast 100 Menschen bei uns erkrankt.
11. Juni
Die WHO ruft die höchste Alarmstufe 6 aus. Sie bewertet die Neue Grippe damit als weltweite Pandemie.
Juli
Weltweit liegt die Zahl der Infektionen bei schätzungsweise 130.000.
Anfang September
Die WHO geht davon aus, dass die Ausbreitung des Virus nicht mehr zu stoppen ist. Seit April haben sich mehr als 200.000 Menschen angesteckt - in Deutschland mehr als 20.000 Personen. Weltweit sind vermutlich 2.200 Menschen daran gestorben - viele von ihnen waren schon vorher durch eine Krankheit geschwächt.
Pharmaunternehmen entwickelten einen Impfstoff. Ende des Monats wurde Pandemrix von den Behörden zugelassen. Der Impfstoff ist in Deutschland verfügbar.
Ende Oktober
Am 26. Oktober startet in Deutschland die Massenimpfung gegen die Neue Grippe, vor allem bei Beschäftigten aus dem Gesundheits- und Sicherheitsbereich.
Ende des Monats stirbt erstmals eine Patientin ohne große Vorerkrankung, bei der A/H1N1 diagnostiziert worden ist. Damit gibt es in Deutschland nun bislang sechs bestätigte Todesfälle.
Experten rechnen inzwischen mit einer zweiten Welle der Influenza-Epidemie. In der kälteren Jahreszeit seien auch schwerere Krankheitsverläufe möglich.
Symptome
Woran kann man erkennen, ob man an einer Sommergrippe oder der Neuen Grippe erkrankt ist?
Es gibt ein paar Symptome, die auf eine Grippe-Erkrankung hinweisen:
- Die Krankheit beginnt plötzlich mit starkem Krankheitsgefühl und hohem
Fieber.
- Weitere Symptome: trockener Husten, starke Gliederschmerzen, Kopfschmerzen
Übertragung
Es ist davon auszugehen, dass das Influenzavirus A/H1N1 so übertragen wird wie eine übliche Influenza: überwiegend durch Tröpfchen, die zum Beispiel beim Sprechen, insbesondere aber beim Husten oder Niesen entstehen und über eine geringe Distanz auf die Schleimhäute von Kontaktpersonen gelangen können.
Vermutlich kann die Übertragung auch über Oberflächen erfolgen, die mit virushaltigen Sekreten verunreinigt sind, wenn sie angefasst werden. Dabei gelangen die Viren über die Hand in Mund, Nase oder Augen. Der Anteil der
Übertragungen auf diesem Wege ist aber nicht bekannt.
Schutzmaßnahmen
Hände waschen und vom Gesicht fernhalten. Waschen Sie Ihre Hände mehrmals täglich 20 bis 30 Sekunden mit Seife, auch zwischen den Fingern. Vermeiden Sie es, die Schleimhäute von Mund, Augen und Nase zu berühren.
Hygienisch husten. Halten Sie beim Husten Abstand zu anderen Personen. Husten Sie am besten
in Ihren Ärmel, nicht in die Hand.
Die Krankheit zu Hause auskurieren. Gehen Sie bei fieberhafter Erkältung, Magen-Darm-Infekt oder Grippe nicht arbeiten, sondern fördern Sie Ihre Gesundung durch Erholung. Mit falschem Ehrgeiz schaden Sie sich, Ihren
Kollegen und Ihrem Arbeitgeber.
Auf erste Anzeichen achten. Auf eine Grippe weisen plötzliches hohes Fieber, schweres Krankheitsgefühl, Husten und Gliederschmerzen hin.
Gesund werden. Hören Sie auf Ihren Körper. Haben Sie die typischen Anzeichen einer Grippe, dann stimmen Sie das weitere Vorgehen telefonisch mit Ihrem Arzt ab.
Familienmitglieder schützen. Verzichten Sie, wenn Sie erkrankt sind, auf Körperkontakt wie Umarmen, Küssen usw. Halten Sie sich nach Möglichkeit in einem separaten Raum auf. Achten Sie auf generelle Sauberkeit Ihrer Wohnung, insbesondere in Küche und Bad.
Geschlossene Räume regelmäßig lüften. Lüften Sie geschlossene Räume drei- bis viermal täglich für jeweils zehn Minuten. Die Zahl der Viren in der Luft wird verringert, ein Austrocknen der Mund- und Nasenschleimhäute verhindert.
Menschenmengen meiden Schützen Sie sich und andere durch besondere Rücksicht und wenn möglich zwei Meter Abstand. Verzichten Sie auf Händeschütteln. Meiden Sie Menschenansammlungen, wenn dies aktuell empfohlen wird.
Hygienemasken. Über die Wirksamkeit von Hygienemasken während einer Pandemie liegen keine ausreichenden Daten vor. Sie sind deshalb nur ergänzend zu den hier dargestellten Maßnahmen zu erwägen.
Arbeitgeber. Arbeitgeber dürfen zum Seuchenschutz kranke Angestellte nach Hause schicken - schon bei bloßem Verdacht.
Diagnostik / Grippetests (1)
Zur sicheren Diagnose der Neuen Grippe wird inzwischen standardmäßig der so genannte PCR-Test (PCR: Polymerase Chain Reaction) durchgeführt.
Bei diesem Verfahren werden charakteristische Abschnitte im Erbgut des Virus nachgewiesen. Der Arzt macht einen Rachen- oder Nasenabstrich und schickt diesen an ein Labor. Der Zeitraum bis zur endgültigen Diagnose liegt zwischen 24 und 48 Stunden.
So genannte Schnelltests werden nur noch in Ausnahmefällen genutzt. Erfahrungen haben gezeigt, dass diese nur unzuverlässige Ergebnisse liefern.
Wann starten die Impfungen?
Am 26. Oktober lief in Deutschland die Massenimpfung gegen den A/H1N1-Erreger an. Zunächst schwerpunktmäßig bei Beschäftigten aus dem Gesundheits- und Sicherheitsbereich wie Ärzten und Polizisten. Nur in zwei Bundesländern startete die Impfung später: im Saarland am 28.10., in Niedersachsen am 30.10.
Seit Anfang November können sich auch chronisch Kranke impfen lassen, wie die Bundesländer mitteilten. Bis Mitte des Monats bekommen nach und nach alle Bundesbürger die Möglichkeit, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen.
Wo wird geimpft?
Verantwortlich für die Impfpläne sind die Bundesländer. Grund dafür sind die unterschiedlichen Versorgungsstrukturen. Während in einigen Bundesländern zunächst nur die Gesundheitsämter impfen, beteiligen sich in anderen Ländern bereits Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte an der Kampagne, meist in speziellen Impfsprechstunden.
Die Impfung ist kostenlos, es fällt auch keine Praxisgebühr an. Eine Impfpflicht besteht nicht. Die Länder haben bisher 50 Mio. Dosen Pandemrix geordert. Für Schwangere soll ein Impfstoff ohne Wirkverstärker nachbestellt werden
Wer wird wie oft geimpft?
Bislang ist für Menschen im Alter von 10 bis 60 Jahren eine einzige Impfung vorgesehen. Erwachsene über 60 müssen in jedem Fall zweimal geimpft werden, um einen ausreichenden Immunschutz aufzubauen. Kinder erhalten zwei halbe Dosen.
Alle Menschen, die viel Kontakt mit anderen Menschen hätten, unter chronischen Erkrankungen litten, speziell unter Lungenerkrankungen wie Asthma, sollten sich vor der Schweinegrippe schützen, sagte der Vizepräsident der
Bundesärztekammer Montgomery.
Stichwort: Die drei Impfstoffe
In der EU sind bislang drei Impfstoffe gegen die Schweinegrippe oder Neue Grippe (A/H1N1) zugelassen: Focetria vom Pharmahersteller Novartis, Pandemrix (GlaxoSmithKline) und Celvapan(Baxter). Focetria und Pandemrix enthalten verstärkende Zusatzstoffe, so genannte Adjuvantien, die auch die Nebenwirkungen der Impfung verstärken können.
Einige Ärzte kritisieren, die Impfstoffe seien nur ungenügend geprüft und im Schnellverfahren freigegeben worden. Behörden, das Robert-Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut betonen aber, die Impfstoffe seien sicher.
Die umstrittenen Zusatzstoffe
Bei den Wirkverstärkern in den Impfstoffen Pandemrix und Focetria handelt
es sich um Öl-in-Wasser-Emulsionen, die Vitamin E, aus Getreide gewonnenes Polysorbat sowie Squalen enthalten, das in Haifischleber, Olivenöl und anderen Pflanzenölen wie Weizenkeimöl steckt.
Bis auf Celvapan enthalten die Impfstoffe Thiomersal, eine organische Quecksilberverbindung, die zur Konservierung verwendet wird. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind die Quecksilberverbindungen aber so gering dosiert, dass sie ungefährlich sind - auch für Schwangere.
Nebenwirkungen der Impfstoffe
Unabhängig von den möglichen Effekten der umstrittenen Zusatzstoffe treten Nebenwirkungen bei allen drei Impfstoffen auf. So kommt es häufig zu Reaktionen an der Injektionsstelle, die sich als Verhärtung, Schwellung,
Schmerzen und Rötung darstellen.
Weitere Nebenwirkungen sind Hals- und Kopfschmerzen, Schwindel, übermäßiges Schwitzen, Gelenk- oder Muskelschmerz, Schüttelfrost, Ermüdung und Fieber.
Gelegentlich wurde auch von Übelkeit, Erbrechen und Hörstürzen nach der Impfung berichtet.
Quelle: www.br-online.de